Eine kleine Geschichte von Palamós

Diesen Abriss der Geschichte von Palamós verfasste Pere Trijueque für die Palamósfreunde.

Palamós, ein Ort von etwas mehr als 16.000 Einwohnern im Herzen der Costa Brava (Katalonien-Spanien) ist das Resultat des Zusammenschlusses der Stadt "Villa" Palamós und der Gemeinde Sant Joan de Palamós. 1942 entstand auf diese Weise die Stadt Palamós.

Die Gemeinde Sant Joan gehört zum Pfarrbezirk von Santa Eugenia de Vilaromà, der Mitte des 12. Jahrhunderts entstand. Die Stadt Palamós hingegen wurde vom aragonesischen König Peter II., dem Großen, 1279 zum Schutze seines Hafens gegründet. Dieser Hafen von Palamós war im 14. und 15. Jahrhundert einer der bedeutensten Ankerplätze Kataloniens und zwar zunächst als Ausgangspunkt für Feldzüge in Italien und später für den Handel im ganzen Mittelmeerraum. Im Jahr 1428 wurde die Pfarrei Santa Maria de Palamós gegründet und löste sich von Vilaromà. Die unmittelbare Konsequenz war der Bau der Kirche von Santa Maria. 1439 wurde damit begonnen. Diese Kirche ist nicht wie gewöhnlich auf einer Ost-West-Achse errichtet, sondern wurde aus Platzmangel um 90 Grad gedreht.


Auf Beschluss von König Ferdinand, dem Katholischen, wurde Palamós 1484 eine Grafschaft zu der auch die Pfarreien Vilaromà (Sant Joan de Palamós) und Vall-llobrega gehörten. Der erste Graf war Galcerán de Requesens, Generalkapitän der spanischen Seestreitmacht. Seine Tochter Elisabeth von Requesens und deren Gatte Ramón von Cardona finanzierten 1521 die zweite Phase des Baus der Kirche Santa Maria. Ihre Wappen wurden in die Bögen der beiden ersten Seitenkapellen eingemeißelt.

Seine Stellung als Hafenstadt bescherte den Einwohnern von Palamós auf der einen Seite große Nachteile wie die Plünderung und Zerstörung durch die türkische Flotte des Barba-roja (Rotbart) im Jahre 1543. Andererseits brachte die Lage den Bewohnern großen Wohlstand durch Einnahmen aus Handel und Fischfang. Dieser relative wirtschaftliche Wohlstand der letzten Jahre des 16. Jahrhunderts führte zum Bau des schönen Altaraufsatzes der Pfarrkirche. Sieben Gemälde des Isaac Hermens von Utrecht, Hofmaler des Grafen von Palamós, schmückten das Werk. Ferner wurden in dieser Zeit die Mauer der Planassa und ein großer Teil der Stadtbefestigungen errichtet.

Palamós war während des gesamten 17. Jahrhunderts, vor allem im Verlaufe der Kriege mit Frankreich, eine bedeutende Festung. Innerhalb seiner Mauern und in der Zitadelle von Sa Punta gab es zeitweilig über 3000 stationierte Soldaten unterschiedlicher Herkunft, vor allem aber Soldaten des neapolitanischen Regiments. Die Festung Palamós wurde 1694 vom französischen Marschall Noailles im Sturm genommen. Im Verlaufe der zehntägigen Schlacht erlitt das französische Heer bei seinen Einnahmeversuchen große Verluste. Dafür rächten sich die französischen Soldaten mit wahrhaften Gräueltaten an den Verteidigern. Ein Jahr später zerstörten sie dann systematisch alle Verteidigungsbauwerke der Stadt (Mauern, Bastionen, Gräben) und auch die Zitadelle oder Befestigung von Sa. Punta sowie das erste Augustinerkloster das in ihrem Innern errichtet worden war. Im Gedenken an diese Schlacht ließ der französische König Ludwig XIV, der Sonnenkönig eine Münze mit der Aufschrift "Palamo vi capta" (Palamós, eingenommene Stadt) prägen.

Die Augustiner bleiben nach einigen Versuchen, ihr Kloster wieder aufzubauen im Hospital der Armen des Pedró (höchster Teil der Altstadt von Palamós). Wenige Jahre später überließ ihnen die Stadt das Gebäude aus dem sie das zweite Kloster machten und das schließlich vor ein paar Jahren abgebrochen wurde, um der Urbanisation "Les Pites" Platz zu machen. Die Zerstörung der Stadtmauern wirkte sich positiv auf die Stadtentwicklung aus, da sie eine Erweiterung der bis zu diesem Zeitpunkt fest umschlossenen Siedlung ermöglichte.

Die gesamte erste Hälfte des 18. Jahrhunderts war eine Zeit des Elends für die Einwohner von Palamós. Die Zerstörung der Stadt durch die Franzosen und eine enorme Schuldenlast führten zu einem massiven Bevölkerungsrückgang. Nicht einmal mehr als 500 Personen wohnten in der Stadt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts setzt eine Zeit des wirtschaftlichen und demographischen Aufschwungs, dessen Motor bis zur Ankunft der ersten Touristen die Korkindustrie war, ein. Von der blühenden Korkindustrie profitierte auch der Hafen, dessen Ausbau bereits 1740 begann. 1902 begann die Erweiterung um den Schutzdeich (moll nou, neuer Hafenkai) und 1910 um die Handelsmole. Vervollständigt wurde die Infrastruktur auf provinzieller Ebene durch den Bau der Bahnlinie, die Palamós mit Flaçà und Girona verband (1887-1956).

Schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde die Stadt Palamós auch vom spanischen Bürgerkrieg (1936-1939). Mehr als 30% der Gebäude wurden ganz oder teilweise bei Bombenangriffen erstört. Dennoch ist das gänzliche Verschwinden der meisten Gebäude und der charakteristischen Ensembles in Palamós und seiner Umgebung in erster Linie auf den Tourismus und die damit einhergehende Spekulation zurückzuführen. Heute ist Palamós ein relativ beschauliches Städtchen, das seine Besucher vor allem dann für sich einnimmt, wenn sie auch die berühmten roten "Garnelen von Palamós" (Gambas de Palamós) probieren.