Karneval in Palamós

Rheda-Wiedenbrück und Palamós verbindet der Karneval mit verkleideten Menschen in den Straßen und in Festzelten. Besucht man jedoch Palamós in der Karnevalszeit, muss man feststellen, dass der Karneval in Palamós doch ganz anderes ist, als der Rheda-Wiedenbrücker. Das macht ihn sowohl für den Karnevalsliebhaber als auch für die, die mit dem närrischen Treiben wenig anfangen können eine Reise wert!

Der Karneval in Palamós ist weniger institutionalisiert als in Rheda-Wiedenbrück. Während es bei uns 3 große Karnevalsvereine gibt, die eigene Karnevalsveranstaltungen nach dem Kölner Vorbild veranstalten und auch einen Großteil der Teilnehmer des Rosenmontagszuges stellen, bestand der Umzug in Palamós zum Beispiel im Jahr 2011 aus 33 Einzelgruppen (Collas), die mit Wagen und Fußgruppen am Umzug teilnahmen.

Die Gruppen treffen sich schon Wochen vor dem eigentlichen Umzug um, zumeist nach Feierabend oder nach Schulschluss an ihren Wagen zu basteln, Kostüme zu organisieren oder selbst herzustellen. Im Gegensatz zum Umzug in Rheda-Wiedenbrück haben die Wagen meist keine politischen Themen; dafür sind sie jedoch mit Lautsprecheranlagen ausgestattet, die ohrenbetäubende Tanzmusik verbreiten. Je lauter, desto besser! Damit sich das ganze lohnt, werden diese prachtvollen Wagen dann nicht nur während eines Umzuges gezeigt sondern begleiten einen über ganze Karnevalswoche.

Eine Woche vor dem großen Umzug, der Übrigens nicht am Rosenmontag, sondern am vorhergehenden Samstag stattfindet, werden im Rahmen eines großen Abendessens der Karnevalsprinz (in Palamós Carnestoltes genannt) und die Königin vorgestellt. Offiziell wird der Karneval dann am Mittwochabend vom Rathausbalkon aus eröffnet. Im Anschluss wird heiße Schokolade ausgeschenkt und die ersten Karnevalsgruppen fahren lautstark mit ihnen Wagen durch die Stadt.

Am Donnerstag stehen der Kinderumzug, der Karnevalsball der Kinder und ein Besuch des Prinzenpaares in der Schule für Kinder mit besonderem Förderungsbedarf auf dem Programm.

Am Freitag wecken die Karnevalswagen und -gruppen die Bevölkerung bereits um 6 Uhr am Morgen mit lautstarker Musik. Später besuchen die Prinzen und die Kommission das Altenheim und die städtische Markthalle. Am Abend steht der schöne Karneval der Geschäfte an. Die Mitarbeiter vieler Geschäfte verkleiden sich und ihre Geschäfte und sind total gut drauf.

Am Samstagnachmittag steigt der große Karnevalsumzug (La gran Rua de Carnaval)! Vom ersten bis zum letzten Wagen hat man 3 Stunden tanzender Menschen zu bewundern, denn nicht nur die Fußgruppen tanzen, sondern auch auf den Wagen selbst wird getanzt. Ungefähr die Hälfte der Bevölkerung ist in Collas aktiv. Der Rest beteiligt sich als Zuschauer am Straßenrand. bei Sonnenschein mutet der Karneval in Palamos schon etwas kanarisch oder brasilianisch an, tänzerisch, farbenfreudig, locker... Da es im Laufe des Umzuges dunkel wird, ist der Zug abends beleuchtet. Zusammen mit Unmengen an geworfenem Konfetti (keine Bonbons), der Musik und bunt glitzernden Kostümen ergibt sich eine faszinierende Athmosphäre.

Einer der größten Unterschiede: Wenn in Rheda-Wiedenbrück am Rosenmontag der Zug durch die Innenstädte fährt, wird neben dem Zug, im Zug und auch hinterner im Festzelt Unmengen Alkohol getrunken. In Palamós ist ein Becher Bier, der einem von einem befreundeten Zugteilnehmer zugereicht wird, schon das höchste der Gefühle. Keine Schnappsflaschen, keine Bierflaschen, keine zerschlagenen Flaschen und Gläser am Straßenrand; nur Unmengen Konfetti!

Am Abend findet im Festzelt der große Kostümball statt. Die Karten hierfür muss man früh besorgen, denn sie sind meist schnell ausverkauft, was nicht zuletzt an den Livegruppen liegen dürfte, die lustige und bekannte spanische und katalanische Schlager spielen.

Weil alles so schön war, wird der Umzug am Sonntagmorgen noch einmal wiederholt. Wer genau hinsieht, stellt hier schon fest, dass einige Wagen und Gruppen Schilder tragen, auf denen steht, dass sie in einer Kategorie den ersten oder zweiten Preis belegt haben. Neben all dem Spaß geht es nämlich auch um einen Wettstreit. Die schönsten Wagen, Gruppen und Choreographien werden prämiert. Die Preise werden am Abend verliehen, nachdem die Karnevalsgruppen noch einmal im Festzelt aufgetreten sind.

Am Rosenmontag und Karnevalsdienstag tut sich in Palamós gar nichts. Erst am Aschermittwoch folgt dann der letzte Akt. Der Karnevalsprinz stirbt, sein nicht unpolitisches Testament wird verlesen und er wird unter der Anteilnahme der trauernden Karnevalskönigin im Hafen beigesetzt. Die Bevölkerung begeht die Beisetzung mit einem großen Sardinenessen für alle. Am Strand werden Kisten von Sardinen gegrillt und portionenweise kostenlos verteilt. Damit ist der Karneval des Jahres beendet, die Sardine beerdigt und erst im nächsten Jahr geht es wieder von vorne los.


Text: Stephan Crass, Felix Winkelnkemper